So, der Te Araroa Trail ist für mich also beendet. Mein Plan ist es auf einige Freunde zu warten, welche in den nächsten Tagen ankommen sollten. Da ist Laura, Bloody Mary, Petr, Susi und viele andere.
Meine Rückfahrt von Bluff konnte ich schon am Vorabend im Hostel organisieren. Rahel, eine St. Gallerin, fährt für einen Tag nach Stewart Island und kommt am selben Abend wieder zurück. Ich muss also nur am Hafen warten und werde bis ins Hostel chauffiert!
Mit Rahel verbringe ich dann auch den nächsten Tag. Ich habe in der Stadt gesehen, dass auf der nahegelegenen Rennstrecke Rennen mit historischen Rennwagen gefahren werden. Ist doch genau mein Ding! Wir verbringen einen wirklich tollen Tag zusammen. Schön auch wieder einen ganzen Tag nur Schweizerdeutsch zu reden.
Am nächsten Tag heisst es für mich dann neue Schuhe kaufen und Haare schneiden. Zuerst Schuhe. Das geht recht einfach. Ich versuche einen neuen Schuh, HOKA oneone, ein spezieller neuer Schuh, mit sehr dicker, aber weicher Sohle. Sehr beliebt und erfolgreich bei Langstrecken-Läufern. Kann so schlecht für einen "Langstrecken-Speed-Hiker" auch nicht sein...
Der Haarschnitt geht schnell. Der Platz sieht dafür nachher aus, als ob sie ein braunes Schaf geschorren hätten... Irgendwie sehe ich leicht jünger aus, nach der Schur. Einige Leute erkennen mich gar nicht mehr. So ist z.B. Jason, ein anderer Hiker, im Hostel sehr überrascht, als ich ihm sage, ich sei 10-Speed. Ich habe ihn nur kurz getroffen, nach dem Aufstieg wo ich kein Wasser mehr hatte. Er meinte damals ich sei anfangs fünfzig...
Die folgenden Tage heißt es für mich warten. Recht einfach für mich in dieser Stadt. Da ist zum einen Burt Munro und seine Indian. Er ist nicht nur mein Held, sondern auch der Held dieser ganzen Stadt und Region. Ich besuche die ganzen Museen und Plätze, die etwas mit Burt zu tun haben. Dann kaufe ich auch noch eine Jacke und ein Buch über Burt. Beim durchblättern, trifft es mich dann überraschend: sein Geburtsdatum ist der 25. März 1899!
Im Bill Richardson Truck Museum verbringe ich dann auch einen ganzen Nachmittag. Unter anderem schaue ich mir im Kino den "World's fastest Indian" zum erstenmal in der original Fassung an. Anthony Hopkins hat wirklich sensationelles geleistet mit der Verkörperung von Burt. Der Kiwi-Akzent - grandios.
Ein weiteres automobiles Highlight ist Dave Brown's Werkstatt. Er baut Replicas von Ford GT40 und Jaguar D-type. Mehr als Replicas. Die Autos sind genau wie die Originale, nach Originalplänen hergestellt. Falls jemand Interesse hat: der GT40 ist zu einem Schnäppchenpreis von 350000 NZ-$ zu haben, für den Jaguar muss man eine halbe Million NZ-$ hinblättern... Aber man erhält auch etwas fürs Geld. Ich habe noch nie einen so perfekten Nachbau gesehen. Sogar die Schweissnähte und -punkte sind nicht ganz regelmäßig. Wie es eben beim Original auch war!
Nach fünf Tagen kommt Laura an. Sie will nicht in Invercargill übernachten, sondern weiter laufen und dann Zelten. Die Nacht wird sehr regnerisch und stürmisch! Doch Laura ist richtig begeistert von ihrem Abschluss, der so gar nicht schön war. Ihre Einstellung hat sich sehr geändert, seit ich sie das erstemal getroffen habe!
Am nächsten Tag kommt auch schon Bloody Mary an. Sie hat etwas Zeitprobleme. Ihr Flug geht in zwei Tagen. Sie muss zuerst aber noch nach Queenstown kommen. Der Bus am übernächsten Tag ist schon ausgebucht, so dass sie am nächsten Tag um 10 Uhr schon auf den Bus muss. Und sie ist noch in Riverton. Das heißt sie muss heute 65km machen... Ich habe mit ihr praktisch die ganze Nordinsel gelaufen. So beschliesse ich mit ihr das Stück von Invercargill nach Bluff nochmals zu gehen. Das Wetter ist schlecht und die Begeisterung von ihr für den Trail nicht gerade hoch. So machen wir Autostopp um den 16km Straßenabschnitt hinter uns zu bringen. Da der Regen nicht abnimmt laufen wir dann direkt zum Endpunkt. Trotzdem schön nochmals mit ihr gelaufen zu sein! Ich habe auf der Nordinsel von ihr einiges gelernt, wie man einen Weg geht, der jetzt nicht gerade so faszinierend ist. Auf der Südinsel konnte ich vieles davon dann an Laura weitergeben.
Laura und ich planen am Montag einen Besuch auf Stewart Island, um da nochmals eine größere Wanderung zu machen. Am Sonntagvormittag kommt dann der Besitzer des Hostels zu mir und fragt mich, ob wir zwei nicht zusammen das Hostel für drei Tage führen könnten. Seine Tochter ist im Spital und es geht ihr sehr schlecht...
Nach einer kurzen Unterredung zwischen Laura und mir sind wir uns einig: wir bleiben im Hostel. Am gleichen Tag bekommen wir auch schon die Einführung was wir alles tun müssen. Der Rest dann am Montag Vormittag. Dann gilt es ernst!
Wir machen, denke ich, einen recht guten Job und bekommen immer wieder zu hören wie schön und vorallem sauber das Hostel ist. Auch kommen immer wieder Gäste vom anderen, grossen Hostel in Invercargill zu uns. Sie möchten einen schönen Platz haben...
Aus den geplanten drei Tagen werden schließlich elf, da es der Tochter von Willy immer schlechter geht. Sie musste zeitweise sogar ins künstliche Koma gelegt werden. Als sich die ganze Situation wieder beruhigt, kehrt Willy zurück. Er ist sehr zufrieden wie wir das Hostel ihm wieder übergeben. Nach elf Tagen sind wir recht geschafft und froh einige Tage zu entspannen. Laura möchte arbeiten und kann auch gleich bleiben.
Die Tage bis ich abreise, verbringen wir in der Stadt, in Park, wir treffen andere Hiker die immer wieder ankommen. Es wird uns nie langweilig. Eines Abends steht sogar Luke, mit dem ich Weihnachten auf dem Fluss war vor der Tür. Alles ist ausgebucht in Invercargill. Schlussendlich kann ich ihn bei uns im Haus unterbringen.
Irgendwann heißt es für mich dann aber Abschied nehmen. Abschied von Invercargill, dem Southern Comfort, Willy und Laura. Alle sind mir sehr lieb geworden. Doch ich muss weiter. Australien steht als nächstes an. Wirklich freuen auf Australien tue ich mich momentan nicht.
Mit dem Bus reise ich zuerst nach Dunedin, einer Universitätsstadt nach dem Vorbild von Edinborough in Schottland. Dort verbringe ich nur einen Nachmittag, eine Nacht und den Vormittag. Dann geht es weiter nach Christchurch. Im Bus treffe ich nochmals auf Martin, den Südtiroler. Er fährt jedoch nur ein Stück mit.
In Christchurch checke ich in Hostel ein. Theresa, die Frau von Dave aka ISO, den ich auf dem AT kennengelernt habe, bringt mir am nächsten Morgen das Paket, welches ich von der Nordinsel zu ihr geschickt habe. Ich organisiere meine Habe neu und schicke das meiste per Post zurück in die Schweiz.
Dann schaue ich mir Christchurch, oder das was davon übrig ist, nach dem Erdbeben vor fünf Jahren, an. Die ganzen Bauten mit Schiffcontainern faazinieren mich. Da sind sie Ersatz - bzw. Notgebäude für Läden, Cafés etc im Zentrum. Noch imposanter sind die hohen Schutzwände, die mittels Containern entlang einsturzgefährdeten Gebäuden aufgebaut wurden.
Ich jage dann noch etwas dem riesigen Graffitis auf den Gebäuden in der Innenstadt hinterher. Street Art. Teils wirklich schöne Kunst, welche ich gerne mag!
Am Sonntag gehe ich mit Theresa wandern. Ich möchte auf den Mount Pleasant. Eine gute Entscheidung, sieht man von da oben Christchurch doch sehr gut, fast aus der Vogelperspektive.
Am Abend gehe ich nochmal mit Theresa Abendessen. Dann ist meine Zeit in Neuseeland leider auch schon vorbei. Am Montag fliege ich von Christchurch nach Perth mit einem Zwischenstop in Melbourne.
Ich hatte schlussendlich eine wunderbare Zeit in Neuseeland, obwohl ich den Te Araroa Trail vorallem zu Beginn nicht wirklich gut fand. Doch auch hier waren schlussendlich wieder die Leute welche ich unterwegs getroffen habe, das was den Trail speziell machte: Laura, Willy, Bloody Mary, Petr, Susi, Fast Nancy, Nicole und Brenna, Appoline, Mattieu, Lisa und Yannic, Jason, Luke, Emmanuel, Vincent, Laurent, Rahel, Dain, Martin, Phillippe und Nadine, Nicola und Gianni, Solene und Antoine, Cathie und Chris, Mike, Paolo, Krispies, Jessica, Fiona und Murray, Chaos und Timex, Niko, Joel, Leo, Neil, Josh,
John und Jenny, und viele mehr! Danke, dass ihr Teil meines Trails wart!!!
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