Samstag, 27. Februar 2016

Hitzetage! Arthurs Pass bis Queenstown


Der Deception River ist am nächsten Tag leider immer noch zu gefährlich. Deshalb beschließen wir jetzt weiter zu gehen und diesen Abschnitt allenfalls noch nachzuholen. Ich habe mir mittlerweilen ausgerechnet, dass ich mit dem Essen was ich noch habe, bis Lake Tekapo kommen müsste, falls ich mich etwas eingeschränke. So könnte ich den Umweg zum Einkaufen in Methven sparen. Das heißt aber auch, ich muss etwas schneller und weiter gehen in den nächsten Tagen. So entschliesse ich mich nach der Hamilton Hut alleine weiter zu ziehen.

Der nächste Tag beinhaltet einen Abschnitt, wo man einen Fluss überqueren muss. Diese Überquerung ist aber nicht wirklich möglich, weshalb es nicht Teil des Trails ist. Die offizielle Anweisung lautet: "hitchhiking down the road and up on the other side". Zum Glück ist Sonntag und ich finde gleich Möglichkeiten Autostopp zu machen. Mit drei verschiedenen Autos gelange ich an den Ausgangspunkt des nächsten Abschnitts. Das ging flott!

Ich komme jetzt in eine ganz andere Landschaft als zuvor. Sehr trocken. Kahle Berge bzw. Hügel. Die erste kleine Hütte lasse ich noch aus und gehe zur zweiten. Eine richtige Blechbaracke. Ein Vorgeschmack auf die Hütten die in nächster Zeit kommen sollten...

Am nächsten Morgen gehts gleich mit nassen Füßen los. Fluss hoch laufen ist angesagt. Dann über einen Pass. Das ginge ja ganz gut, wenn da ein Weg wäre. Doch stattdessen nur mannshohes Gras und dazwischen immer wieder dieses eklige, messerscharfe Gestrüpp. Mehr fluchend als sonst was erreiche ich endlich den Pass. Leider ist das was ich dahinter sehe nicht viel besser. Der Abstieg geht etwa gleich schlecht. Ab und zu komme ich auf dem Weg den ich eingeschlagen habe nicht mehr weiter und muss zurück gehen.

Dann treffe ich auf zwei Amerikaner, welche Richtung Norden laufen. Sie sagen mir, dass sie den letzten Fluss überquert hätten. Gut, so spare ich mir wieder einen riesigen Umweg! Ich gelange an diesem Abend noch kurz vor den Fluss. Ein langer Tag, speziell bei diesem Terrain an Anfang.

Am nächsten Morgen heißt es dann dieses Flusstal zu überqueren. Der erste Fluss sei der tiefste, hatten mir die beiden Amis gesagt. Hier reisst es mich dann auch fast um. Glück gehabt! Der Rest ist dann nur noch maximal kniehoch, also kein Problem mehr. Doch der Weg zieht sich. Fast drei Stunden brauche ich bis ich endlich auf der anderen Talseite ankomme. Die Hitze macht mir etwas zu schaffen. So bin ich dann schlussendlich sehr glücklich als ich es "nur" zur ersten Hütte geschafft habe. Ich beschliesse hier zu bleiben. Es sind nur zwei Jäger hier. Am Abend kommt dann aber auch noch Neil, ein Schotte, den ich schon einmal getroffen habe und Emmanuel, ein Franzose an. Ganz spät nochmals zwei Jäger. Der eine ein Kanadier. Er ist es dann auch der mir am nächsten Morgen ein Stück Fleisch von seinem Thar (ein Art Steinbock aus dem Himalaja) anbietet. Natürlich nehme ich dankend an.

Der folgende Wandertag ist dann hervorragend. Ich komme schnell vorwärts und erreiche am Nachmittag den höchsten Punkt des Te Araroa Trails, Stag Saddle. Der anschließende Abstieg über den Grat, mit Blick auf den Lake Tekapo ist wunderbar. Das anschließende Abendessen dann ein persönliches Highlight. Thar-Geschnetzeltes mit Nudeln und Sauce. Wow!

In Lake Tekapo finde ich dann mit viel Glück noch das letzte verfügbare Bett und kann wieder einkaufen. Am nächsten Morgen bekomme ich eine Nachricht von Laura. Sie käme heute gegen Mittag nach Tekapo. Was? Und ich dachte sie sei weit hinter mir. Ziemlich stark...

Ich warte dann noch, esse mit Laura und ziehe dann wieder weiter. Ein langer Straßenabschnitt steht an. Der Blick auf Mount Cook entschädigt dann etwas für die Kilometer in der Hitze auf der Schotterstrasse. Schlussendlich hole ich Emmanuel, der nicht in Lake Tekapo gestoppt hat, wieder ein und wir Zelten am See.

In Twizel mache ich nur einen kurzen Stop um einzukaufen und gehe dann noch bis zum nächsten See, wo ich mein Zelt aufschlage.

Am folgenden Tag steht wieder eine sehr lange Etappe an. Über einen Pass geht es, ein Tal hinunter, um dann noch einen größeren Fluss zu überqueren. Alles geht gut und schneller als gedacht. So gehe ich noch weiter, wieder ein Tal hoch. An einem Parkplatz starte ich mit zwei Biker die ungefähr das gleiche Ziel haben. Am Anfang im flachen Teil sind sie schneller, doch sobald es berghoch geht, hole ich auf. Schlussendlich bin ich etwa eine halbe Stunde vor ihnen bei einer Hütte angelangt. Eigentlich wollte ich noch etwas weiter gehen, doch die beiden Franzosen Clement und Mattieu überreden mich zu bleiben. Es wird wieder ein guter Abend mit Franzosen.

Martha saddle liegt zu Beginn des Tages vor mir. Eine wunderbare Offroad-Strecke wäre dies. Doch ich muss hier einfach so hinauf laufen... Der Abstieg auf der anderen Seite ist auch recht beeindruckend. Nicht wegen der Schwierigkeit, sondern weil es sich um einen Bulldozer-Weg handelt.

Das folgende Tal hat es dann in sich. Der Weg geht immer wieder auf der einen Talseite hoch, um ein Stück des Flusses zu umgehen. Im letzten Hüttenbuch habe ich gelesen, dass es besser ist immer im Tal, also im Fluss zu bleiben. Das ist zwar schneller, aber ich verpasse auch fast die Abzweigung, wo es zu der nächsten Hütte hoch geht. Da mir plötzlich eine Schlucht den Weg versperrt, klettere ich durch die Bäume den Hang hoch und treffe genau auf den Wegweiser. Jetzt habe ich aber ein anderes Problem - für den nächsten Aufstieg sollte man genügend Wasser vom Fluss mitnehmen... Wieder zurück hinunter zum Fluss will ich nicht. Ich habe nur noch etwa zwei Deziliter. Ich hoffe, dass es irgendwo Wasser gibt. Es wird meine schwerste Stunde seit langem.

Ich trinke normal relativ viel wenn ich laufe. Jetzt macht mich der Aufstieg und die Hitze fertig. Ich wünsche mir nichts mehr als ein kleines Rinnsal. Ich würde sogar Wasser aus einer Pfütze filtern. Wenn ich doch nur endlich Wasser hätte!

200 Meter vor der Hütte finde ich dann tatsächlich das erhoffte Rinnsal. Ich trinke zuerst einmal viel Wasser. Dann fülle ich meine beiden Flaschen komplett auf. Sowas möchte ich nicht nochmal erleben!

Die Hütte ist schon voll besetzt. Ich erhole mich etwas, schreibe ins Hüttenbuch ein, dass ich fast gestorben wäre und ziehe dann weiter in Richtung "Breast Hill" und der nächsten Hütte.

Jetzt habe ich genügend Wasser und ich trinke wieder viel. Jetzt mehr um das Gewicht wieder zu reduzieren. Wasser und Essen treibt das Gewicht des Rucksacks in die Höhe. Normalerweise trage ich nur etwa einen halben Liter Wasser mit mir.

Der Trail zum Breast Hill ist nicht wirklich ein Trail, zumindest kein Wander - Trail. Es ist eine Offroad-Piste. Hier mit einem Geländewagen unterwegs sein - ein Traum!

Von Breast Hill gibt es dann eine gute Aussicht über die Seen und die südlichen Alpen. Ich genieße den Abend auf dem Gipfel und gehe dann allmählich runter zur Hütte. Dort befindet sich nur ein französisches Paar. Wenn ich da an die letzte Hütte denke...

Am nächsten Morgen heißt es erst einmal 900 Meter absteigen. Dann eine Wanderung dem Hawea Lake entlang. In einem Kaffee mache ich halt. Dort treffe ich auf Nicola, einen Italiener. Er läuft mit mir Richtung Wanaka, obwohl er mit dem Mountainbike unterwegs ist. Nicola führt im Sommer eine Berghütte im Gran Paradiso Nationalpark. Er ist hier zu Besuch bei einem Freund. Kurz vor Wanaka lädt mich Nicola zum Mittagessen ein. Pasta. Da sage ich nicht "Nein".

Zuerst frage ich mich, wo geht der da hin. Wir steigen in ein ausgetrocknetes Flussbett hinab. Und dort steht dann ihre Unterkunft - eine Jurte! Gianni ist auch da. Er ist Bergführer und verbringt den Winter hier in Neuseeland. Wir unterhalten uns, essen Pasta und gehen dann zusammen nach Wanaka.

Hier suche ich mir ein Bett in einem Hostel. Ohne den geringsten Erfolg. Alles komplett ausgebucht! Chinesisches Neujahr. Langsam habe ich genug. Ich versuche mein Glück dann auf dem Campingplatz. Nun, Platz hat es, doch es ist ein Ding der Unmöglichkeit mein Zelt hier aufzustellen. Der Boden ist ausgetrocknet und steinhart...

Ich mache mich wieder auf. Mein Plan: etwas essen und dann den See entlang laufen und irgendwo Zelten. Als ich nach meinem indischen Nachtessen die Hauptstrasse hinunter laufe, ruft mir jemand zu: Marc! Es sind Nicola und Gianni. Sie sitzen genüsslich bei einem Bier. Ich könne bei Ihnen in der Jurte übernachten. Perfekt! Der speziellste Platz bisher!

Am Morgen laufe ich dann dem See entlang und steige dann zum nächsten Abschnitt hoch. Es handelt sich hierbei um die Farm von Shania Twain. Oder Ex-Farm, da sie jetzt ihrem Ex-Mann gehört. Der Trail ist sehr steil. Vielleicht der strengste Abschnitt des ganzen Te Araroa Trails. Die drei Hütten sind vielleicht die schönsten. Gesponsert von Shania Twain?

Ich schaffe es bis zur zweiten Hütte. Eigentlich wollte ich noch eine weiter, denn es ist erst kurz nach vier Uhr. Dann sagen mir einige Wanderer, dass sie acht Stunden gebraucht hätten für diesen Abschnitt. Ich entschliesse mich zu bleiben. Es wird ein guter Abend.

Am nächsten Tag sehe ich dann wieder wie unterschiedlich jemand einen Trail sehen kann. Nach nicht einmal drei Stunden bin ich bei der nächsten Hütte. Drei, nicht acht...

Ich komme dann noch bis kurz vor Arrowtown, wo ich mein Zelt aufschlage. Der nächste Tag führt mich nur noch nach Queenstown. Der für mich hässlichste Abschnitt auf der Südinsel. Kläranlage, Industriegebiet, Einkaufcenter. Tolle Routenwahl!

Queenstown reisst mich dann auch nicht gerade von Hocker. Eine Art "St. Moritz für Arme" halt. Wenigstens habe ich Glück und bekomme gleich im ersten Backpacker ein Bett. Nicht gerade üblich. Dann habe ich nochmals Glück, denn es gibt wieder Steak als "Spezial of the day"!

Sonst heißt Queenstown für mich: einkaufen für den Rest des Trails, Karten ausdrucken, viel essen und viele Milkshakes!
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Donnerstag, 18. Februar 2016

Berge und Flüsse - Neuseeland von der besten Seite

Von St. Arnaud ziehen Laura und ich relativ spät weiter. Ihre Tante ist letzte Nacht verstorben und dementsprechend ist die Stimmung nicht gerade fröhlich.
Auf dem Weg zur Hütte treffe ich auf "meinen" ersten NOBO (Northbounder). Mike Jurasius aus Kalifornien.


Am nächsten Morgen steht ein Pass an. Viel schneller als gedacht bzw. ausgeschrieben bin ich oben. Dann der Abstieg. Ich hasse abwärts laufen. Doch hier geht's überraschend gut. Nach der West Sabine Hut geht's nur noch hoch zum Blue Lake, dem angeblich saubersten See der Welt. Amerika lässt grüßen...

In Blue Lake Hut treffe ich auch auf Laurent, einen Kletterer aus Frankreich. Er hat sich in den letzten Tagen eine Gitarre aus einem alten Skateboard gebaut. Ich bin immer wieder überrascht wieviele Franzosen ich auf dem Trail antreffe. Durchwegs sehr angenehme Zeitgenossen!

Von Blue Lake geht es hoch zum Waiau Pass. Zuletzt 500 Höhenmeter gerade hoch durch ein Steinfeld. Für mich gutes Terrain, da bin ich schnell.

Oben angekommen heißt es für mich dann aber warten bis Laura und Laurent kommen. Es weht ein ziemlich kalter Wind und so bin ich froh, als wir endlich absteigen können. Hier ist Laurent in seinem Element. Es ist ziemlich felsig und einige kleinen Klettereinlagen sind nötig. Unten angekommen sehe ich Laura viel zu weit links durch die Felsen herunterklettern. Sie steuert geradewegs auf eine große Felswand zu. Ich steige nochmals hoch, um sie da raus zu lotsen. Irgendwie schafft sie es dann nach unten. Doch die "Verrückte" steigt ohne Rucksack wieder hoch. Was ist los? Sie sucht etwas. Als ich sie dann treffe weiß ich auch was. Sie hat ihre Wanderstöcke irgendwo hinunter geschmissen. Doch jetzt findet sie sie nicht mehr...

Wir lassen die Wanderstöcke Wanderstöcke sein und ziehen weiter. Ich beschliesse dann unten im Tal mein Tempo zu gehen, um so bis in die noch weit entfernte Anne River Hut zu kommen. Spät abends schaffe ich das dann auch und treffe auf das Schweizer Paar Lisa und Yannic, welche mit uns in der Richmond Range unterwegs waren. "Einmal Berner Platte, bitte!"

Ich habe jetzt die Möglichkeit gesehen, dass ich in Hamner Springs zu einem Steak kommen kann. So ist mein Plan am nächsten Tag bis zur Straße zu gelangen und dann per Autostopp in die Stadt. 60 km entfernt.

Ich bin dann auch recht zügig an der Straße. Es hat viele Autos, doch keines hält an. Was ist nur mit diesen A... los?! Mit der Zeit kommen auch noch Lisa und Yannic und Georg, ein Deutscher an. Autostopp zu viert? Unmöglich. Dann taucht aus der anderen Richtung nochmal jemand auf. Schei...

Irgendwann hält dann ein Surfer an. Das Auto vollgestopft, Platz für eine Person - mich! Der Fahrer ist halb Australier, halb Deutscher. Wir unterhalten uns gut. Er hat die letzten Jahre eine Landwirtschaft in der Slowakei geleitet, für seinen Vater. Jetzt will er Landwirtschaft studieren - in Vancouver. Nicht schlecht!

In Hamner Springs habe ich dann wirklich Glück. Der "Deal of the day" ist 500g Steak für 20$. Da überlege ich nicht lange!

Am nächsten Tag brauche ich wieder unendlich lange bis mich jemand mitnimmt, zurück auf den Trail. Liegt es an meinem wilden Aussehen mit meinem Bart oder wirklich nur an diesen einzelnen grauen Barthaaren?

Schlussendlich gelange ich wieder zurück auf den Trail. Bei der ersten Hütte finde ich eine Notiz für mich! Laura ist hier am morgen früh vorbeigekommen. Sie hat es gestern nicht mehr geschafft in die Stadt zu kommen. Nun ist sie wieder vor mir. Der Weg ist ziemlich einfach und es geht schnell weiter. Am Abend erreiche ich tatsächlich die gleiche Hütte wie Laura. Ich sehe sie drinnen sitzen, schleiche mich vor die Tür und beginne "El Condor Pasa" zu pfeifen. Natürlich weiß sie direkt wer da an der Tür ist und kommt herausgerannt.

Der nächste Tag wird nass und immer nässer. Die kleinen Bäche die wir zu überqueren haben, steigen immer mehr an. Ich bin spät gestartet. Als ich Laura endlich einhole, ist es nur noch ein kurzer Weg zur Hütte. Gut so...

In der Hütte macht sich dann etwas Sorge breit. Ist es möglich am nächsten Tag weiter zu gehen? Sind die Flüsse überquerbar? Ein älterer Amerikaner ist fast schon hysterisch. Ami halt...

Laura und ich sind die ersten die am nächsten Morgen aufbrechen. Mal sehen wie der Fluss ist. Zurück können wir immer wieder. Es geht erstaunlich gut und der Himmel klart sogar auf. Doch weiter hinten im Tal, da wo sie Hütte ist, ist es immer noch dunkel. Schlussendlich bleibt die ganze Meute in der Hütte, bis auf uns und Dain, einem recht schnellen Hiker aus Colorado.

Das letzte Rivercrossing ist dann schon recht heftig. Wasser bis zum Bauchnabel und ordentlich Strömung. Ich bin mehr als froh, als wir beide drüben sind. Jetzt geht es nur noch das Tal hinaus, um dann ein letztes Mal einen Fluss zu überqueren. Wir haben beschlossen den "Deception River" auszulassen, da er momentan zu gefährlich ist. Eine Woche zuvor ist eine Frau darin ertrunken.

Wir gelangen also per Autostopp nach Arthurs Pass, wo wir auch ein Bett in einem Dorm erhalten. Das Essen im einzigen Restaurant ist gut und teuer. Doch was soll's.

Am nächsten Tag gehen wir nochmals zum DOC Büro, um zu fragen wie die Situation im Deception River Valley ist. Unverändert gefährlich! Wir mögen aber nicht richtig weiter ziehen. So beschließen wir kurzerhand so etwas wie einen Ruhetag einzulegen. Doch wir wollen den Avalanche Peak besteigen. 1100 Höhenmeter, 2,5 Kilometer Distanz. Also ziemlich steil und gerade hinauf. Mit fast leerem Rucksack fühle ich mich als hätte ich Flügel. 1 Stunde 3 Minuten später stehe ich auf dem Gipfel. Das hat gut getan!
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Donnerstag, 21. Januar 2016

Jetzt gehts los - Südinsel

Nach den letzten Erledigungen in Wellington gehe ich nochmal mit Bloody Mary und Company Mittagessen. Dann heißt es für mich ab auf die Fähre. Eigentlich habe ich Glück, denn die Fähren sind für mehrere Tage ausgebucht. Auch etwas mit dem ich so nicht gerechnet hatte.

Die Überfahrt dauert ca. 3,5 bis 4 Stunden. Eine lange Zeit. Doch per Zufall treffe ich auf Sophia, eine Deutsche, welche hier einen Monat Ferien macht. Wir verstehen uns gut und so verfliegt die Zeit wie im Flug. Am Abend genießen wir zusammen das Abendessen in einem etwas besseren Restaurant als ich es mit meinen Hiker - Freunden gewohnt bin. Ich esse das vielleicht beste Steak, das ich je hatte. Später auf dem Trail erfahre ich von einem Einheimischen, dass dieses Restaurant einem Schweizer gehört und weitherum bekannt ist für seine erstklassigen Produkte. Dem kann ich nur zustimmen! "Le Cafe" in Picton!

Am nächsten Morgen nehme ich um 8 Uhr das Wasser - Taxi nach Ship Cove, dem Startpunkt des Queen Charlotte Track und somit des Te Araroa Trails auf der Südinsel. Noch 1300 km zu gehen.

Der Queen Charlotte Track stellt sich als super leicht heraus. Da ich aber nicht wirklich in Eile bin und mich eigentlich von Bloody Mary und Company einholen lassen möchte, gehe ich es ruhig an. Doch in zwei Tagen bin ich auch durch. Vier bis sechs Tage sind die offizielle Angaben für diesen Trail. Was machen diese Leute nur so lange auf dem zwar schönen, aber doch sehr touristisch ausgeschlachteten Trail?

Wie ich später erfahre lief Bloody Mary den Trail in etwas mehr als einem Tag...

Als ich vom Queen Charlotte Track runter bin, gehe ich noch ein Stück weiter. Der nächste Abschnitt ist ein langes Strassenstück. Ich möchte noch soviel als möglich davon machen. Doch dann gehe ich per Autostopp zurück nach Picton, wo um sechs Uhr abends Bloody Mary, Petr und Susanna ankommen. Ich kann Ihnen also die letzten Tipps geben und wir können nochmals zusammen essen. Leider wieder Hiker-Stil bei Fish and Chips und nicht im "Le Cafe"...

Am Morgen mache ich wieder Autostopp um an meinen Ausgangspunkt zurück zu gelangen. Ein Spanier nimmt mich mit. Kurz darauf nehmen wir auch noch einen Slowaken mit. Ziemlich international.

Nach einigen Kilometern Strassen laufen, geht's wieder in ein interessanteres Gebiet, die Richmond Range. Es läuft ziemlich flott und ich überhole viele Wanderer. Ich bin etwas erstaunt wie viele. Die Erklärung: viele machen nur die Südinsel und sind gerade gestartet. Nicht wirklich in guter Form. Bei einigen frage ich mich, ob sie je in guter Form sein werden...

Ich lasse die erste Hütte hinter mir, welche ich eigentlich als Ziel für heute anvisiert hatte. Auch die zweite ist noch zu früh. Die dritte Hütte ist am Ende eines langen Aufstiegs. Langsam merke ich die Müdigkeit aufkommen. Kurz vor der Hütte treffe ich auf ein Mädchen. Schnell merke ich, dass sie Französin ist. Ich frage also: " Bist du Laura?" "Ja, wieso weißt du das? " Das ist also Laura, die ich mir in den Tararua Bergen als nächste einzuholende Hikerin ausgesucht habe! Hat ziemlich lange gedauert...

Wir beschließen den nächsten Tag mal zu schauen, ob es geht dass wir zusammen laufen. Schlussendlich klappt es und wir erreichen relativ spät eine Hütte direkt vor dem Haupthindernis, Mount Rintoul. Hier treffen wir auch auf Lisa und Yannic, einem Schweizer Paar.

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter extrem verschlechtert. Meinen Plan heute wieder drei Hütten zu machen, begrabe ich ziemlich schnell. Zu schlecht ist die Sicht, zu rutschig der Untergrund für die Überquerung dieses Berges. Also wird es ein kurzer Wandertag und wir steigen ab in die Old Mans Hut.

Der nächste Tag wird wieder besser. Das Schweizer Paar nimmt jedoch einen anderen Weg ins Tal, da sie sich nicht sehr sicher fühlen in steilem Fels. Ich kenne da noch jemanden...

Wir haben relativ gutes Wetter. Nicht perfekt, aber immerhin sehen wir ab und zu etwas. Laura ist etwas deprimiert, da sie schon die letzten Berge, die Tararuas, nur bei Regen gesehen hat, oder eben nicht gesehen hat. Ich habe blöderweise meine Kappe unten in der Hütte vergessen. So geht es jetzt halt als Yeti weiter...

Schlussendlich kommen wir gut über diesen Berg und können dann noch zwei Hütten weiter laufen. Hier treffen wir wieder auf Brenna und Nicole, zwei Amerikanerinnen, welche wir beide zuvor schon öfters getroffen hatten. Wir werden sie nun jeden Abend in den Hütten antreffen.

Der nächste Tag verspricht spannend zu werden. Flussüberquerungen stehen an und das Wetter scheint wieder schlechter zu werden. Zuerst müssen wir aber wieder absteigen bis ins Flusstal. Nicht gerade meine Paradedisziplin. Meine Knie mögen das gar nicht...

Die Flussüberquerungen werden für uns ein Riesenspass. Gegen Ende beginnt es zu Regnen, doch wir können alles sicher überqueren. Fünf Minuten nachdem wir die Hütte erreicht haben, beginnt es zu Schütten. Wie aus Kübeln oder wie Laura sagt: "comme une vache qui pisse!".

Ein australisches Paar und zwei ältere Frauen sind aber immer noch unterwegs. Wir gehen langsam davon aus, dass sie irgendwo Zelten, als sie um halb acht Uhr abends, in die Hütte stürzen. Die eine ältere Dame komplett nass und im Schockzustand, weinend, zitternd.

Brenna entfacht sofort das Feuer wieder. Ich koche Wasser für einen heißen Tee. Was passiert ist, müssen sie uns nicht einmal sagen. Die Frau ist bei der letzten Überquerung in den Fluss gefallen. Der Wasserstand war mittlerweile stark angestiegen seit wir den Fluss drei Stunden früher überquert hatten. Nur mit viel Glück konnte Sean, der Australier sie gerade noch packen. Nicht auszudenken was sonst gewesen wäre...

Der nächste morgen schaut zuerst vielversprechend aus. Doch keine fünfzehn Minuten nachdem wir von der Hütte losgelaufen sind, zieht wieder Nebel auf. Dann Regen. Der Regen geht dann schon fast in Schnee über. Es wird langsam kalt und ungemütlich. Zum Glück geht es hinunter ins Tal. Man spürt wie es immer wärmer wird. Dann wieder ein Fluss. Überquerung. Problemlos. Dann entlang des Flusses. Der Regen wird immer stärker. Dann die letzte Überquerung. Nein, das geht hier nicht!

Wir gehen im Flussbett hoch, auf der Suche nach einem besseren Punkt zum überqueren. Schlussendlich finden wir etwas. Das Wasser reicht bis zur Hüfte. Der Strom ist schon recht stark. Doch wir schaffen es beide. Doch jetzt steht das nächste Problem an. Wie kommen wir die 200 Meter hinunter zum eigentlichen Trail? Wie müssen uns durch dichten Busch kämpfen. Ein langwieriges Unterfangen. Dann nur noch 15 Minuten hoch bis zur Hütte. Brenna und Nicole sind auch da. Zusammen können wir von der Hütte aus zuschauen wie der Fluss immer weiter ansteigt. 15 oder 30 Minuten später und wir hätten den Fluss nicht mehr überqueren können!

Dem australischen Paar und den zwei Damen geht es dann genau so. Wir sehen von der warmen Hütte aus zu, wie sie ihre Zelte oberhalb des Flusses aufstellen. Die einzig richtige Entscheidung.

Der nächste Morgen zeigt sich wieder von der schönen Seite. Der Fluss scheint wieder harmlos, lammfromm dahin zu plätschern. Wir ziehen weiter. Die letzte Hütte ist das Ziel bevor es dann raus aus dem Gebirge nach St. Arnaud geht.

Ich fasse die letzten drei Tage so

zusammen: ein Tag war schön, wegen der Landschaft, des Wetters, der Aussicht. Der zweite Tag war Spaß mit den Flussüberquerungen. Der dritte Tag war anspruchsvoll, man musste leiden, aber man wächst innerlich an so einem Tag! Welcher dieser Tage wird mir lange in Erinnerung bleiben? Sicher nicht der schöne, perfekte...

Bilder wie immer unter www.instagram.com/putzimarc
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Mittwoch, 20. Januar 2016

Neujahr bis Wellington

Silvester ist nicht gerade ein rauschendes Fest. Mir wars recht so, Bloody Mary war eher enttäuscht...

Am nächsten Morgen versuchen wir etwas Neues um der jetzt doch sehr fragwürdigen Streckenführung ein Schnippchen zu schlagen: wir mieten Fahrräder und wollen damit bis Palmerston North kommen. Für mich mit dem Trailnamen "10-Speed" sollte das ja ein Klacks sein! Doch dem ist leider nicht so. Schon als ich die zwei Bikes sehe, schwannt mir Böses...

Wir starten also bepackt mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken. Dann geht es auch schon auf den Highway Nummer 3. Die Bikes sind der größte Sch... den ich in meinem ganzen Leben gefahren bin. Ich wippe auf meinem Super Hightech Fullsuspension Marke Baumarkt 1990, als ob ich auf einer Wippe auf einem Kinderspielplatz wäre. Der Allerwerteste beginnt dementsprechend auch recht rasch zu schmerzen. Ich bin ja relativ gewohnt Fahrrad zu fahren. Wie geht es da erst Bloody Mary!? Noch schlechter als mir. Wir wünschen uns beide einfach nur gelaufen zu sein, Straße hin oder her.
Bloody Mary kollabiert mir dann fast. Wir fahren also noch in die nächste Stadt und entscheiden dann diese Übung als gescheitert abzurechnen und mit einem Bus nach Palmerston North zu fahren. Ich bereue die Entscheidung nicht eine Sekunde!

In Palmerston North genießen wir dann den Abend in der "Lone Star Bar" bei Nachos und einem Drink. Für mich wirds ein "My name is Sue" passend nach dem Song von Johnny Cash, welcher in dieser Bar sehr oft gespielt wird.

Dann heißt es wieder Wandern. Die Tararua Range steht an. Sie ersten zwei Tage geht's nur auf einige hundert Meter über Meer, dann bis 1500. Leider schmerzen unsere Ärs...e immer noch und wir müssen erst wieder rein kommen in den Wandermodus. Es beginnt dann auch noch zu Regnen. Schön ist anders.

Am zweiten Tag wollen wir eigentlich bis in die erste Hütte des Gebirges kommen. Doch die schlammigen, rutschigen Wege bremsen uns extrem aus. So sind wir nicht böse als wir in einem Outdoor Center einen Platz im Trockenen erhalten - völlig umsonst! Es wird noch besser: wir werden sogar zum Abendessen eingeladen. Zusammen mit sieben anderen Wanderer!

Hier treffen wir auch auf Petr aus Tschechien, Susanna aus Berlin, Barnabie aus Frankreich, Lukas aus Tschechien, Lars aus Australien, Romana aus Deutschland und unsere alten Bekannten Sandra aus Schweden und Will aus England, genauer aus Bournemouth (ja, da wo ich meinen Lancia EVO gekauft habe).

Am nächsten Tag ist das Wetter etwas besser. Wir laufen bis in die zweite Hütte. Es zeigt sich wieder einmal was mein bevorzugtes Terrain ist: steile, schwierige Aufstiege. Ich bin schon um halb drei nachmittags in der Hütte. Weiter gehen macht keinen Sinn, da das Hüttenbuch zeigt, dass die nächsten Hütten besetzt sind. Es wird aber ein lustiger Abend mit neuen Freunden.

Am nächsten Morgen heißt es gleich am Anfang einen steilen Aufstieg über einen Grad zu erklimmen. Ich starte wie gewöhnlich als letzter und überhole einen nach dem andern. Petr und Susanna packe ich gerade um einige Minuten nicht mehr bevor ich den höchsten Punkt erreiche. Ja, der Wettkampfgeist ist immer noch in mir drin. Manchmal mehr, manchmal weniger.

Der anschließende Teil ist der für mich bisher schönste Teil des Trails. Es geht immer dem Grad folgend von Hütte zu Hütte. Ich hinterlasse noch eine blumige Nachricht für Bloody Mary, welche heute etwas traurig ist, an der ersten Hütte und mache dann ordentlich Tempo. Sie zweite Hütte, Nichols Hut, lasse ich hinter mir und gehe gleich wieder runter ins Tal. Meine Knie schmerzen als ich den langen Abstieg hinter mich gebracht habe. In der Hütte treffe ich auf alte Bekannte: Solelle und Antoine aus Frankreich und Cathie und Chris aus Deutschland. So beschliesse ich heute auch hier zu bleiben anstatt noch elf weiter Kilometer anzuhängen. Mit Solelle und Antoine gehe ich das Hüttenbuch durch. Wen könnte ich als nächstes einholen? Nun, da ist eine Französin einige Tage vor mir - Laura. Mal schauen ob und wann ich sie einhole!?

Am nächsten Tag laufe ich auch schon wieder aus dem Gebirge hinaus. Ein guter Abschluss der Nordinsel und hoffentlich ein guter Vorgeschmack auf die Südinsel!

Nun geht es nur noch hinunter nach Wellington. Strand, Straße, Highway Nr. 1... Nicht gerade der schönste Teil. Dann noch ein letztes kleines Hügelstück. Doch das hat es für mich in sich. Das Wetter hat wiedermal komplett gedreht. Als ich oben ankomme, empfängt mich ein ausgewachsener Sturm. Ich muss mich tief in die Hocke knien, um nicht weggeblasen zu werden. Ich kann so nicht weitergehen und beschliesse umzudrehen und wieder abzusteigen. Unten angekommen versuche ich per Autostopp nach Wellington zu gelangen. Doch wer nimmt schon einen völlig durchnässten, wahrscheinlich schrecklich stinkenden Wanderer mit?!
In einem Dorf kommt dann ein Mann auf mich zu. Er habe mich gesehen, dass ich Autostopp machen wollte. Ich solle zuerst mal auf einen Kaffee hereinkommen, anschließend fahre er mich nach Wellington. Es stellt sich heraus, dass er den Te Araroa auch laufen möchte und sogar die "Via Alpina" kennt. So gelange ich also ein erstes mal nach Wellington. Zwar nicht so wie ich es geplant hatte, zu Fuß, sondern mit dem Auto.

In Wellington erledige ich dann rasch meine wichtigen Einkäufe betreffend Ausrüstung und sortiere meine Ausrüstung nochmal aus.
Dann gehe ich am Abend in die Havanna Bar, um mich zusammen mit meinem Doppelgänger "Fidel Castro" fotografiere zu lassen und einen Cuba Libre zu trinken.

Am Samstag treffe ich mich mit Nadine und Phillippe, zwei Schweizer, die auch den Te Araroa laufen. Leider müssen sie momentan pausieren, da Philippe einen Ermüdungsbruch im Fuss hat. Wir besuchen zusammen das Te Papa Museum und essen dann noch zusammen. Schlussendlich komme ich auch noch zu einem etwas wärmeren Schlafsack.

Am Sonntag laufe ich das verpasste Stück nordwärts mit sehr wenig Gepäck. Nun, "Laufen" ist vielleicht nicht ganz der passende Ausdruck. Ich bin mehrheitlich "gerannt"...

Am Abend will ich essen gehen und will gerade mein Hotel verlassen, als Bloody Mary, Petr und Susanna zur Tür herein kommen. Welche Freude sie wieder zu sehen!

Am Montag heißt es dann noch schnell einiges erledigen: Post mit überschüssiger Ausrüstung nach Christchurch zu einem Kollegen und dann ein Paket mit Essen für die Südinsel. Dann geht es am Nachmittag auf die Fähre.

Südinsel ich komme! Ich bin gespannt!

Bilder wie immer unter: instagram.com/putzimarc
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Mittwoch, 30. Dezember 2015

Strasse, Wald, Kanu und Vulkane

In Te Kuiti verbringe ich meinen ersten Nero Tag, nachdem ich nur 15km gelaufen bin. Hier treffe ich auf andere Te Araroa Wanderer aus England, Schweden, Deutschland, Kalifornien und Neuseeland. Ich genieße die vielen Möglichkeiten zu Essen und erleichtere meine Ausrüstung noch um einige unnötige Sachen.
Am nächsten Tag von ich jedoch so faul, dass ich nochmal einen Tag bleiben will und somit meinen ersten Zero machen möchte. Doch irgendwann am Nachmittag bekomme ich eine Nachricht von Bloody Mary. "Ich bin gerade in Te Kuiti angekommen. Komm, pack zusammen wir wandern weiter! " 20 Minuten später habe ich mein Zelt eingepackt und alles in meinem Rucksack verstaut. Auf geht's!

Wir laufen aus der Stadt raus, an einem Fluss entlang. Nach einigen Kilometern treffen wir auf ein Paar aus Österreich. Sie reisen mit ihrem Auto herum und klettern. Spontan sitzen wir dazu, trinken Kaffee und reden. Irgendwann brechen wir wieder auf und laufen noch einige Kilometer. Viel sind es heute nicht gewesen. Wir beschließen schlussendlich unter freiem Himmel zu schlafen - Cowboycamping.

Es wird eine kühle Nacht. Zumindest für mich. Mein superleichter Quilt (ein stark reduzierter Schlafsack) ist einfach zu kalt. Ich muss mir da etwas einfallen lassen, spätestens für die Südinsel...

Am nächsten Tag heißt es zuerstmal durch Schaf- und Kuhweiden laufen. Irgendwann rutscht Bloody Mary so unglücklich aus, dass sie den Trekkingstock bricht. Dazu hat sie noch seit Tagen Probleme mit "Shinsplins". Nicht gerade die idealen Voraussetzungen für unser Tagesziel von mehr als 50km. Doch schlussendlich schaffen wir die ganze Strecke mit mehr als 35km Strassen laufen und das sogar ohne Autostopp. Nicht mal daran gedacht haben wir.

Zur Abwechslung kommt wieder mal eine Waldpassage. Von anderen Wanderern habe ich gehört, dass "sogar du" da weniger schnell durchgehen solltest. Verstanden wieso ich das tun sollte, habe ich bis heute nicht. Der Trail war so einfach, dass ich am Abend nach ca. 45 km noch nicht einmal müde war. Da es aber langsam dunkel wurde, bin ich dann doch in die letzte Hütte gelaufen, um dort die Nacht zu verbringen. Ansonsten wäre das eine ideale Strecke gewesen für einen 80+ km Tag.

Der nächste Tag ist dann nur noch ein kurzer Abstieg raus aus dem Wald und dann wieder 35km Strasse bis in die nächste Stadt. Eintönig, aber zügig. Irgendwo auf dem Weg treffe ich dann auch auf mein erstes "Trailmagic". Ein Junge hat einen kleinen Stand am Straßenrand aufgebaut wo sich Wanderer Wasser und Gummibärchen nehmen können. Eine schöne Geste dieses Jungen!

In der Stadt treffe ich dann auf Luke, einen jungen Engländer, den ich kurz zuvor überholt habe und Bloody Mary. Beide haben mich auf der Straße überholt, in einem Auto.

Wir beschließen zusammen die Trailrunning Schuhe gegen Kanus und Kajaks zu tauschen und 8 Tage auf dem Fluss zu verbringen. Es gesellt sich noch Julian, ein Engländer der in Basel lebt dazu. Bloody Mary und ich nehmen zusammen ein Kanu und sind sozusagen die Lastesel, die beiden Engländer haben je ein Kajak.

Erstaunlicherweise sind wir im Kanu fast schneller als die leichten Kajaks. Doch wir arbeiten auch etwas härter um vorwärts zu kommen. Wir harmonieren sehr gut als Team.

Auch im Camp harmoniert die ganze Gruppe sehr gut. An Weihnachten kochen wir zusammen einen riesigen Pastatopf bei Vollmond.

Die Stromschnellen der ersten Tage meistern wir ohne Probleme. Fast schon etwas enttäuscht sind wir, dass wir nicht über Bord gehen. Doch dann, endlich, packt uns eine Welle und wir kippen. Der erste Moment ist nicht so toll, vorallem für mich als praktisch "Nichtschwimmer". Doch nach drei Sekunden ist alles gut und wir müssen nur noch irgendwie das Ufer erreichen, um unser Kanu wieder umzudrehen. Meine allmorgendliche Arbeit zur Verzurrungen der Fässer scheint gut zu sein - alles sitzt an seinem Platz.
Irgendwann bugsiert uns dann noch ein Baum in den Fluss und das war es dann auch schon an Abenteuer. Die letzten Tage heißt es vorallem paddeln, paddeln, paddeln. Gegen Wind, stehendes Wasser und die Gezeiten, welche man am Ende des Flusses, welcher ins Meer fließt, spürt. So sind wir alle glücklich nach sieben statt acht Tagen in Wanganui anzukommen.

Für Bloody Mary und mich heißt es nochmal zurück zu gehen, um eine Passage nachzuholen, welche wir aufgrund der Kanutour ausgelassen haben - Tongariro Crossing.

Am nächsten Tag gehen wir also per Autostopp 120km zurück an den Start dieser Überquerung eines Vulkangebietes. Wir starten erst um drei Uhr nachmittags und laufen die entgegengesetzte Richtung. Bis etwa fünf Uhr kreuzen wir hunderte von Wanderer. Dann ist Schluss. Wir sind praktisch alleine in dieser mondähnlichen Landschaft. Herrlich!

Um acht Uhr sind wir am anderen Ende angekommen. Es beginnt gleich zu Regnen, als wir einen Motor hören. Ich renne über den Platz und kann gerade noch einen Camper stoppen. Ein deutsches Paar aus München. Wir nehmen hinten auf dem Bett Platz und bekommen wie bei Bayern üblich auch gleich noch ein Bier in die Hand gedrückt. Unser Taxi zurück in das erstbeste Hostel. Ein kurzer, aber guter Wandertag nach einer Woche Kanufahrt!

Bilder wie immer unter: instagram.com/putzimarc


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Donnerstag, 17. Dezember 2015

Roadwalking und Schlammtrails


Durch Auckland laufe ich zusammen mit Bloody Mary und Louis, einem Australier. Ein Freund von ihm hat ein Haus in der Nähe des Flughafens. So bringen wir den Stadtabschnitt ziemlich locker rum.
Am nächsten Tag will ich wieder etwas Kilometer machen. Es geht raus aus der Stadt. Doch wie so oft hier auf der Nordinsel gibt es unendlich scheinende Straßenabschnitte. Wenigstens ist man da schnell.
Ich mache in jedem Dorf halt um zu Essen. Ein großer Vorteil der dichten Besiedelung!
Am Abend habe ich wieder einmal über 55km zurückgelegt. Hier ist das normal. Auf dem Appalachian Trail wäre das ein Spitzentag gewesen. Dies nur so zum Vergleich der physischen Herausforderung.

Am Abend treffe ich auf ein Paar aus Paris und einen anderen Franzosen, welcher den Trail allerdings nicht läuft. Zeit wieder einmal mein Französisch auszupacken.

In der Nacht regnet es. Stark, sehr stark! Dementsprechend ist der Trail am nächsten Morgen auch wieder genau nach meinem Geschmack (oder eher nicht). Matsch soweit das Auge reicht... Ein paar Enduro Fahrer scheint das zu gefallen. Ich denke diese Strecke würde einigen aus der Romesh- Gruppe auch gut gefallen!

Nach nur 35km laufe ich an einem Motel vorbei. Die Besitzerin kommt auch schon rausgesprungen: "Halt, Te Araroa Wanderer können hier gratis übernachten, duschen und waschen. Mist, eigentlich ist es noch viel zu früh, erst 16 Uhr. Ich wollte eigentlich noch 15-20km weiter laufen... Doch was soll's. Ich bleibe, esse die schlechteste Pizza und dazu ein paar Bier. Am späten Abend kommen doch tatsächlich Bloody Mary und Louis an. Nach einem 70km Tag!

Wir laufen also wieder zusammen weiter. In Hurtly helfen wir einer Deutschen und einer Französin ihre Rucksäcke zu erleichtern. Ein paar Kilogramm sind schnell gefunden!

Dann kommt wieder ein Waldabschnitt. Es läuft. Ich kann vieles fast schon im Trailrunning Stil laufen bzw. rennen.

In Hamilton plane ich den nächsten Abschnitt. Mein Verpflegungsplan, den ich irgendwo im Internet gefunden habe, sagt etwas von 5-6 Tage bis zum nächsten Ort mit einem Laden. Davor hat es aber noch ein Dorf mit Restaurants. Also zwei Tage, oder eigentlich sogar einer, Verpflegung müssen reichen.
So laufe ich dann raus aus Hamilton. Mein Ziel ist die erste Hütte auf dem Trail. Diese erreiche ich nach etwa 50 Kilometer auch ziemlich locker. Aber es ist kalt da oben. Froh kuschle ich mich in den Schlafsack.

Am nächsten Morgen gilt es zuerst den Abstieg hinter mich zu bringen. Schlamm, Schlamm, Schlamm!

Dann wieder endlose Strassen. Diesmal zum Glück nur Kiesstrassen. Etwas angenehmer zu laufen als Teerstrassen.

Dann Schafweiden und Singletrails die jedes Bikerherz hochschlagen lassen würden!

Dann überrasche ich noch zwei Wanderer, die gerade nackt ein Bad nehmen in einem Fluss. Die ersten Schweizer die ich treffe! ;-)

Pünktlich um sechs erreiche ich das Dorf, finde eine Jugendherberge und esse kurz darauf mein wohlverdientes Steak!

Am nächsten Morgen gehe ich nur ca. 15km weiter bis ins nächste Dorf. Ich beschliesse hier einen Nero zu machen und mich etwas zu erholen von den letzten Tagen. Es waren jetzt schon einige 50 km Tage... Nach 23 Tagen bin ich jetzt bei ca. 915km. Eigentlich sollte ich es etwas gemütlicher nehmen, sonst weiß ich ja nicht was ich mit dem Rest der Zeit noch anfangen soll! Vielleicht w
ieder zurück hoch laufen?!?

Bilder wie immer auf die instagram.com/putzimarc
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Mittwoch, 9. Dezember 2015

Regen, Schlamm, Sonnenschein

Mein Start in die Wälder ist von schlechtem Wetter geprägt. Ich laufe schon bei leichtem Regen los. Auf den ersten Kilometern ist das ja noch angenehm, denn alles führt über eine Straße zum ersten Trail in den Wald. Herekino Forest wird dieser erste Abschnitt genannt. Es läuft anfangs recht gut und ich komme schnell vorwärts. Die sinnlose Idee die Schuhe trocken zu halten, gebe ich schnell auf. Ich fühle mich wieder wie in Vermont auf dem AT. Nur ist der Schlamm hier noch in einiges schlimmer. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Schlamm mir die Schuhe regelrecht auszieht. Und dann ist es natürlich rutschig. Mehrere Male haut es mich einfach um.
Endlich in Kerikeri angekommen gibt es wieder richtig zu essen und eine Dusche. Plötzlich steht "Bloody Mary" in meiner Unterkunft. Ich habe sie bereits am Ende der 90mile beach kurz angetroffen. Sie ist aus California und hat bereits den Pacific Crest Trail und den Pacific Northest Trail gelaufen. Ich habe sogar einmal einen Artikel in Internet von ihr über den PNT gelesen. Sie ist die erste Frau, welche diesen ziemlich harten Trail alleine gelaufen ist. Genau die richtige Begleitung für mich!
Wir beschließen also ein paar Tage zusammen zu gehen.

Am nächsten Tag machen wir gleich eine Monsteretappe von mehr als 60 km. Nach all dem Schlamm der letzten Tage ist es ein Hochgenuss. Wir setzen mit dem Boot über und laufen später einige Zeit in einem Fluss. Es ist wunderschön und die ganze Szenerie erinnert mich sehr an den Film "Deliverence" oder mit dem deutschen Titel "Beim Sterben ist jeder der Erste", mit Burt Reynolds. Traumhaft!
Die Nacht verbringen wir in einem alten Wohnwagen. Nicht gerade sauber, aber was soll's. Der Besitzer ist Lehrer. Kaum zu glauben, wenn man das Chaos und die Unordnung um sein Haus herum sieht...

Die nächsten Tage führen oft über Strassen. Da hole ich mir auch eine ordentliche Blase... Immer wieder gibt es aber wieder schöne Abschnitte durch Wälder. Die Vielfalt der Pflanzen ist überwältigend.
Dank der Freude, welche "Bloody Mary" ausstrahlt und ihrer Gabe praktisch ohne Unterbruch zu reden , werden sogar die Strasseabschnitte erträglich. Ich wüsste nicht wie ich mich da gefühlt hätte, wenn ich dies alles alleine gelaufen wäre...

Da wir immer recht viele Kilometer pro Tag machen, überholen wir auch immer mal wieder jemanden. Am lustigsten wars wohl auf einem Strandabschnitt. Strand laufen, ist nur auf dem ersten Blick etwas schönes. In Wirklichkeit ist es einfach nur langweilig. Gut man kann Muscheln suchen, doch irgendwann hat man auch das gesehen. In einem Dorf beschließen wir etwas neues auszuprobieren: ich nenne es Jesus-Hiking oder eben Jesus-Wandern. Aus Wasser wurde Wein! Die erste Flasche ist leider nach 5 km schon leer. Zum Glück hat es vor dem Strand nochmals einen Weinladen... Erstaunlicherweise sind wir immer noch sehr schnell unterwegs. Die Wanderer welche wir überholen, sind etwas erstaunt über unsere gute Laune bei der eintönigen Strandwanderung...

Ein weiteres Highlight war dann eine Passage entlang der Küste, welche man nur bei Ebbe machen sollte. Wieso warten, schaut doch nicht so schlimm aus!? Zuerst geht es auch ganz gut. Doch dann schauen wir um die nächste Ecke und wissen: jetzt wirds nass! Wir müssen immer wieder durch hüfttiefes Wasser waten, wieder die Felsen hochklettern, wieder rein ins Wasser. Ein riesen Spass!
Dann wieder ein riesiger Strasseabschnitt, roadwalk. Ich pressiere, denn ich weiß, dass es eine Bucht zu überqueren gilt, welche nur bei Ebbe sicher ist. Als ich dann dort ankomme ist die Flut schon wieder am ansteigen. Ich laufe ein paar Schritte hinein und das Wasser steht mir schon bis zur Brust. Keine Chance! Das heißt wieder einen riesigen Umweg über Strassen... So wird es ein langer Tag mit über 50 km inklusive des langsamen Küstenabschnitts. Dafür gibt es am Abend etwas richtiges zu Essen. In einem guten italienischen Restaurant gönne ich mir Spagetti Bolognese und einen gemischten Salat. Ich fühle mich wie zuhause oder in Italien in einem guten Restaurant. Toll, dass man in Neuseeland sogar richtig essen kann. Kein Vergleich zu meiner Zeit in den USA auf dem AT!
Mittlerweile bin ich in Auckland angekommen. 600 km sind geschafft und es beginnt langsam richtig gut zu laufen. Im wahrsten Sinne des Wortes!

Bilder auf: www.instagram.com/putzimarc
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