Mittwoch, 20. Januar 2016

Neujahr bis Wellington

Silvester ist nicht gerade ein rauschendes Fest. Mir wars recht so, Bloody Mary war eher enttäuscht...

Am nächsten Morgen versuchen wir etwas Neues um der jetzt doch sehr fragwürdigen Streckenführung ein Schnippchen zu schlagen: wir mieten Fahrräder und wollen damit bis Palmerston North kommen. Für mich mit dem Trailnamen "10-Speed" sollte das ja ein Klacks sein! Doch dem ist leider nicht so. Schon als ich die zwei Bikes sehe, schwannt mir Böses...

Wir starten also bepackt mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken. Dann geht es auch schon auf den Highway Nummer 3. Die Bikes sind der größte Sch... den ich in meinem ganzen Leben gefahren bin. Ich wippe auf meinem Super Hightech Fullsuspension Marke Baumarkt 1990, als ob ich auf einer Wippe auf einem Kinderspielplatz wäre. Der Allerwerteste beginnt dementsprechend auch recht rasch zu schmerzen. Ich bin ja relativ gewohnt Fahrrad zu fahren. Wie geht es da erst Bloody Mary!? Noch schlechter als mir. Wir wünschen uns beide einfach nur gelaufen zu sein, Straße hin oder her.
Bloody Mary kollabiert mir dann fast. Wir fahren also noch in die nächste Stadt und entscheiden dann diese Übung als gescheitert abzurechnen und mit einem Bus nach Palmerston North zu fahren. Ich bereue die Entscheidung nicht eine Sekunde!

In Palmerston North genießen wir dann den Abend in der "Lone Star Bar" bei Nachos und einem Drink. Für mich wirds ein "My name is Sue" passend nach dem Song von Johnny Cash, welcher in dieser Bar sehr oft gespielt wird.

Dann heißt es wieder Wandern. Die Tararua Range steht an. Sie ersten zwei Tage geht's nur auf einige hundert Meter über Meer, dann bis 1500. Leider schmerzen unsere Ärs...e immer noch und wir müssen erst wieder rein kommen in den Wandermodus. Es beginnt dann auch noch zu Regnen. Schön ist anders.

Am zweiten Tag wollen wir eigentlich bis in die erste Hütte des Gebirges kommen. Doch die schlammigen, rutschigen Wege bremsen uns extrem aus. So sind wir nicht böse als wir in einem Outdoor Center einen Platz im Trockenen erhalten - völlig umsonst! Es wird noch besser: wir werden sogar zum Abendessen eingeladen. Zusammen mit sieben anderen Wanderer!

Hier treffen wir auch auf Petr aus Tschechien, Susanna aus Berlin, Barnabie aus Frankreich, Lukas aus Tschechien, Lars aus Australien, Romana aus Deutschland und unsere alten Bekannten Sandra aus Schweden und Will aus England, genauer aus Bournemouth (ja, da wo ich meinen Lancia EVO gekauft habe).

Am nächsten Tag ist das Wetter etwas besser. Wir laufen bis in die zweite Hütte. Es zeigt sich wieder einmal was mein bevorzugtes Terrain ist: steile, schwierige Aufstiege. Ich bin schon um halb drei nachmittags in der Hütte. Weiter gehen macht keinen Sinn, da das Hüttenbuch zeigt, dass die nächsten Hütten besetzt sind. Es wird aber ein lustiger Abend mit neuen Freunden.

Am nächsten Morgen heißt es gleich am Anfang einen steilen Aufstieg über einen Grad zu erklimmen. Ich starte wie gewöhnlich als letzter und überhole einen nach dem andern. Petr und Susanna packe ich gerade um einige Minuten nicht mehr bevor ich den höchsten Punkt erreiche. Ja, der Wettkampfgeist ist immer noch in mir drin. Manchmal mehr, manchmal weniger.

Der anschließende Teil ist der für mich bisher schönste Teil des Trails. Es geht immer dem Grad folgend von Hütte zu Hütte. Ich hinterlasse noch eine blumige Nachricht für Bloody Mary, welche heute etwas traurig ist, an der ersten Hütte und mache dann ordentlich Tempo. Sie zweite Hütte, Nichols Hut, lasse ich hinter mir und gehe gleich wieder runter ins Tal. Meine Knie schmerzen als ich den langen Abstieg hinter mich gebracht habe. In der Hütte treffe ich auf alte Bekannte: Solelle und Antoine aus Frankreich und Cathie und Chris aus Deutschland. So beschliesse ich heute auch hier zu bleiben anstatt noch elf weiter Kilometer anzuhängen. Mit Solelle und Antoine gehe ich das Hüttenbuch durch. Wen könnte ich als nächstes einholen? Nun, da ist eine Französin einige Tage vor mir - Laura. Mal schauen ob und wann ich sie einhole!?

Am nächsten Tag laufe ich auch schon wieder aus dem Gebirge hinaus. Ein guter Abschluss der Nordinsel und hoffentlich ein guter Vorgeschmack auf die Südinsel!

Nun geht es nur noch hinunter nach Wellington. Strand, Straße, Highway Nr. 1... Nicht gerade der schönste Teil. Dann noch ein letztes kleines Hügelstück. Doch das hat es für mich in sich. Das Wetter hat wiedermal komplett gedreht. Als ich oben ankomme, empfängt mich ein ausgewachsener Sturm. Ich muss mich tief in die Hocke knien, um nicht weggeblasen zu werden. Ich kann so nicht weitergehen und beschliesse umzudrehen und wieder abzusteigen. Unten angekommen versuche ich per Autostopp nach Wellington zu gelangen. Doch wer nimmt schon einen völlig durchnässten, wahrscheinlich schrecklich stinkenden Wanderer mit?!
In einem Dorf kommt dann ein Mann auf mich zu. Er habe mich gesehen, dass ich Autostopp machen wollte. Ich solle zuerst mal auf einen Kaffee hereinkommen, anschließend fahre er mich nach Wellington. Es stellt sich heraus, dass er den Te Araroa auch laufen möchte und sogar die "Via Alpina" kennt. So gelange ich also ein erstes mal nach Wellington. Zwar nicht so wie ich es geplant hatte, zu Fuß, sondern mit dem Auto.

In Wellington erledige ich dann rasch meine wichtigen Einkäufe betreffend Ausrüstung und sortiere meine Ausrüstung nochmal aus.
Dann gehe ich am Abend in die Havanna Bar, um mich zusammen mit meinem Doppelgänger "Fidel Castro" fotografiere zu lassen und einen Cuba Libre zu trinken.

Am Samstag treffe ich mich mit Nadine und Phillippe, zwei Schweizer, die auch den Te Araroa laufen. Leider müssen sie momentan pausieren, da Philippe einen Ermüdungsbruch im Fuss hat. Wir besuchen zusammen das Te Papa Museum und essen dann noch zusammen. Schlussendlich komme ich auch noch zu einem etwas wärmeren Schlafsack.

Am Sonntag laufe ich das verpasste Stück nordwärts mit sehr wenig Gepäck. Nun, "Laufen" ist vielleicht nicht ganz der passende Ausdruck. Ich bin mehrheitlich "gerannt"...

Am Abend will ich essen gehen und will gerade mein Hotel verlassen, als Bloody Mary, Petr und Susanna zur Tür herein kommen. Welche Freude sie wieder zu sehen!

Am Montag heißt es dann noch schnell einiges erledigen: Post mit überschüssiger Ausrüstung nach Christchurch zu einem Kollegen und dann ein Paket mit Essen für die Südinsel. Dann geht es am Nachmittag auf die Fähre.

Südinsel ich komme! Ich bin gespannt!

Bilder wie immer unter: instagram.com/putzimarc
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