Donnerstag, 18. Februar 2016

Berge und Flüsse - Neuseeland von der besten Seite

Von St. Arnaud ziehen Laura und ich relativ spät weiter. Ihre Tante ist letzte Nacht verstorben und dementsprechend ist die Stimmung nicht gerade fröhlich.
Auf dem Weg zur Hütte treffe ich auf "meinen" ersten NOBO (Northbounder). Mike Jurasius aus Kalifornien.


Am nächsten Morgen steht ein Pass an. Viel schneller als gedacht bzw. ausgeschrieben bin ich oben. Dann der Abstieg. Ich hasse abwärts laufen. Doch hier geht's überraschend gut. Nach der West Sabine Hut geht's nur noch hoch zum Blue Lake, dem angeblich saubersten See der Welt. Amerika lässt grüßen...

In Blue Lake Hut treffe ich auch auf Laurent, einen Kletterer aus Frankreich. Er hat sich in den letzten Tagen eine Gitarre aus einem alten Skateboard gebaut. Ich bin immer wieder überrascht wieviele Franzosen ich auf dem Trail antreffe. Durchwegs sehr angenehme Zeitgenossen!

Von Blue Lake geht es hoch zum Waiau Pass. Zuletzt 500 Höhenmeter gerade hoch durch ein Steinfeld. Für mich gutes Terrain, da bin ich schnell.

Oben angekommen heißt es für mich dann aber warten bis Laura und Laurent kommen. Es weht ein ziemlich kalter Wind und so bin ich froh, als wir endlich absteigen können. Hier ist Laurent in seinem Element. Es ist ziemlich felsig und einige kleinen Klettereinlagen sind nötig. Unten angekommen sehe ich Laura viel zu weit links durch die Felsen herunterklettern. Sie steuert geradewegs auf eine große Felswand zu. Ich steige nochmals hoch, um sie da raus zu lotsen. Irgendwie schafft sie es dann nach unten. Doch die "Verrückte" steigt ohne Rucksack wieder hoch. Was ist los? Sie sucht etwas. Als ich sie dann treffe weiß ich auch was. Sie hat ihre Wanderstöcke irgendwo hinunter geschmissen. Doch jetzt findet sie sie nicht mehr...

Wir lassen die Wanderstöcke Wanderstöcke sein und ziehen weiter. Ich beschliesse dann unten im Tal mein Tempo zu gehen, um so bis in die noch weit entfernte Anne River Hut zu kommen. Spät abends schaffe ich das dann auch und treffe auf das Schweizer Paar Lisa und Yannic, welche mit uns in der Richmond Range unterwegs waren. "Einmal Berner Platte, bitte!"

Ich habe jetzt die Möglichkeit gesehen, dass ich in Hamner Springs zu einem Steak kommen kann. So ist mein Plan am nächsten Tag bis zur Straße zu gelangen und dann per Autostopp in die Stadt. 60 km entfernt.

Ich bin dann auch recht zügig an der Straße. Es hat viele Autos, doch keines hält an. Was ist nur mit diesen A... los?! Mit der Zeit kommen auch noch Lisa und Yannic und Georg, ein Deutscher an. Autostopp zu viert? Unmöglich. Dann taucht aus der anderen Richtung nochmal jemand auf. Schei...

Irgendwann hält dann ein Surfer an. Das Auto vollgestopft, Platz für eine Person - mich! Der Fahrer ist halb Australier, halb Deutscher. Wir unterhalten uns gut. Er hat die letzten Jahre eine Landwirtschaft in der Slowakei geleitet, für seinen Vater. Jetzt will er Landwirtschaft studieren - in Vancouver. Nicht schlecht!

In Hamner Springs habe ich dann wirklich Glück. Der "Deal of the day" ist 500g Steak für 20$. Da überlege ich nicht lange!

Am nächsten Tag brauche ich wieder unendlich lange bis mich jemand mitnimmt, zurück auf den Trail. Liegt es an meinem wilden Aussehen mit meinem Bart oder wirklich nur an diesen einzelnen grauen Barthaaren?

Schlussendlich gelange ich wieder zurück auf den Trail. Bei der ersten Hütte finde ich eine Notiz für mich! Laura ist hier am morgen früh vorbeigekommen. Sie hat es gestern nicht mehr geschafft in die Stadt zu kommen. Nun ist sie wieder vor mir. Der Weg ist ziemlich einfach und es geht schnell weiter. Am Abend erreiche ich tatsächlich die gleiche Hütte wie Laura. Ich sehe sie drinnen sitzen, schleiche mich vor die Tür und beginne "El Condor Pasa" zu pfeifen. Natürlich weiß sie direkt wer da an der Tür ist und kommt herausgerannt.

Der nächste Tag wird nass und immer nässer. Die kleinen Bäche die wir zu überqueren haben, steigen immer mehr an. Ich bin spät gestartet. Als ich Laura endlich einhole, ist es nur noch ein kurzer Weg zur Hütte. Gut so...

In der Hütte macht sich dann etwas Sorge breit. Ist es möglich am nächsten Tag weiter zu gehen? Sind die Flüsse überquerbar? Ein älterer Amerikaner ist fast schon hysterisch. Ami halt...

Laura und ich sind die ersten die am nächsten Morgen aufbrechen. Mal sehen wie der Fluss ist. Zurück können wir immer wieder. Es geht erstaunlich gut und der Himmel klart sogar auf. Doch weiter hinten im Tal, da wo sie Hütte ist, ist es immer noch dunkel. Schlussendlich bleibt die ganze Meute in der Hütte, bis auf uns und Dain, einem recht schnellen Hiker aus Colorado.

Das letzte Rivercrossing ist dann schon recht heftig. Wasser bis zum Bauchnabel und ordentlich Strömung. Ich bin mehr als froh, als wir beide drüben sind. Jetzt geht es nur noch das Tal hinaus, um dann ein letztes Mal einen Fluss zu überqueren. Wir haben beschlossen den "Deception River" auszulassen, da er momentan zu gefährlich ist. Eine Woche zuvor ist eine Frau darin ertrunken.

Wir gelangen also per Autostopp nach Arthurs Pass, wo wir auch ein Bett in einem Dorm erhalten. Das Essen im einzigen Restaurant ist gut und teuer. Doch was soll's.

Am nächsten Tag gehen wir nochmals zum DOC Büro, um zu fragen wie die Situation im Deception River Valley ist. Unverändert gefährlich! Wir mögen aber nicht richtig weiter ziehen. So beschließen wir kurzerhand so etwas wie einen Ruhetag einzulegen. Doch wir wollen den Avalanche Peak besteigen. 1100 Höhenmeter, 2,5 Kilometer Distanz. Also ziemlich steil und gerade hinauf. Mit fast leerem Rucksack fühle ich mich als hätte ich Flügel. 1 Stunde 3 Minuten später stehe ich auf dem Gipfel. Das hat gut getan!
posted from Bloggeroid

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